von Petra 03.04.2023
Eine Bestandsaufnahme nach 5 1/2 Monaten Reisen.
Lange habe ich jetzt überlegt ob ich das schreibe und veröffentliche. Ich bin mutig und ich traue mich. Auch auf die Gefahr hin, dass das Bild von mir und unserer Reise, in eine Schieflage gerät. Ich möchte weiterhin authentisch bleiben, deshalb erzähle ich euch heute wie es mir aktuell geht.

Ich habe einen Teil in mir der schreit nach Abenteuer und möchte noch viel mehr erleben. Der ist wild und kreativ, hat Kraft und steht wie ein Fels in der Brandung. Der bewundert die Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben, die durch die Länder ziehen. Kaum mehr als 2 Tage an einem Ort bleiben und viel entdecken und erleben. Dem würde das auch gefallen, allerdings wurde er in den letzten Wochen immer leiser. Da sich ein anderer Teil, nämlich mein „Sensibelchen“ immer deutlicher meldet und dieser Teil schreit ich kann nicht mehr. Ich bin über voll, überreizt und gleichzeitig leer, ohne Kraft….erschöpft, ängstlich, aufgewühlt, manchmal panisch und das überträgt sich schon auf meinen Körper der sich nun auch unangenehm meldet.

Es gibt so tolle Tage, da bin ich überglücklich das ich diese Reise machen kann und doch merke ich, ich brauche eine Verarbeitungszeit. Die habe ich mir kaum gegönnt und da ist auch noch etwas Anderes. Ich glaube inzwischen, dass ich diese Reise ein Stück weit auch unterschätzt habe, denn der Alltag fordert nicht soviel wie zuhause, er fordert etwas ganz Anderes und das ist die blanke Auseinandersetzung mit sich. Ich kann durch die wenigen Verpflichtungen kaum etwas verdrängen und in die Vermeidung gehen. Ich verstehe jetzt die Menschen. die zu uns sagten….Mensch toll was ihr da macht, das mache ich, wenn ich mal in Rente bin oder ich beneide euch um das schöne Wetter, aber so lange wegbleiben und dann auch noch keine Wohnung haben, das ist nichts für mich oder ich würde das auch gerne machen, aber mein/e Partner/in macht da nicht mit usw. Sind das Ausreden? Vielleicht, vielleicht auch nicht, denn das Unbewusste ist ja aktiv. Ich verstehe es nun mehr den je. Mir wird noch klarer, das Verdrängung und Vermeidung ein Stück weit auch Schutz bedeutet und das ist, wenn mans nicht übertreibt gesund. Ich fühle mich manchmal durch und durch schutzlos und heimatlos. Gut das wir mit dem WOMO gereist sind, da hab ich doch noch ein Rückzugsnest.

Dagegen stehen die schönen Naturerfahrungen und Kontakte, auch das kann für so einen sensiblen Menschen wie mich zuviel werden. Wer hätte das gedacht….ich nicht, obwohl ichs wissen müsste und auch weiß. Da hab ich nicht so gut auf mich geachtet. Hat mir ja schon die Vorbereitung der Reise, der Auszug aus unserer Wohnung und Einzug ins WOMO und die Verkleinerung unserer Zukunftswerkstatt viel zu viel Energie gekostet, da hätte ich wohl erstmal 8 Wochen Ruhe gebraucht, aber mein Abenteurer war voller Vorfreude und fast ungezähmt. Reisefreunde erzählten uns, das sie ein halbes Jahr gebraucht haben, bis sie wirklich ihren Reiserhytmus fanden, es geht also nicht nur mir so. Wer das Gleiche wie wir vorhat, den kann ich nur raten, unterschätzt das nicht. Wir sind ins kalte Wasser gesprungen und ich bin ganz schön unterkühlt.

Es scheint auch so als hatte ich doch Erwartungen und Ansprüche an mich, was die Reise betrifft, das wird mir jetzt klar, da wundert mich das nicht, das meine Schweißausbrüche wieder mehr werden, obwohl ich ja schon lange in der Postmenopause bin.


Es ist wohl nun endgültig an der Zeit die 8 Wochen die ich am Anfang gebraucht hätte mir jetzt zu geben, damit ich mich wieder neu finden kann. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, werde heuer 60 Jahre, da hab ich mich wohl überschätzt und gemeint ich springe wie ein junges Reh umher.

Es gibt ja zum Glück den magischen Elea Beach.

Ich hoffe für mich das ich es aushalte hier wirklich länger zu bleiben und hier all meine Vorstellungen loslassen kann.