Die drei Grundregeln des Yin und Yang
1. Regel: In allem findet sich sowohl Yin als auch Yang

Wir alle wissen, dass es große Unterschiede zwischen Mann und Mann, Frau und Frau gibt. Gleichwohl gibt es Grundtendenzen. Daher ist es nicht falsch zu sagen, dass die Frau mehr dem Yin, der Mann mehr dem Yang entspricht. Dies trifft rein körperlich zu, wenn wir uns beispielsweise die Geschlechtsteile anschauen.

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Eins werden Eins sein
Yang geht nach außen, Yin nach innen. Der Penis ist ganz deutlich ein Yang-Geschlechtsteil, die Scheide ein Yin-Geschlechtsteil. Deshalb passen sie zusammen. Yin oder Yang ist jedoch nie ausschließlich vorhanden. Wir müssen uns erneut von unserem westlichen analytischen Denken verabschieden, das alles einteilen will. Yin und Yang sind in einem Menschen oder Lebensaspekt immer gleichzeitig vorhanden und ständig in Bewegung. Sie tauschen sich aus, verändern sich, wechseln die Positionen und so weiter. Wir dürfen Yin und Yang nicht als starres Einteilungssystem begreifen, sondern als dynamische Prinzipien, die sich ständig gegenseitig durchdringen und verändern.
Zweitens sind alle Dinge nur in Relation zu etwas anderem Yin oder Yang. Es kommt also auch auf den Blickwinkel an. Nehmen wir zum Beispiel die Begrifflichkeiten hart und weich. Wenn jemand hart ist, bedeutet das auf der einen Seite, dass er starr ist. Nichts bewegt sich, also ist da auch wenig Energie. Man würde ihn also dem Yin zuordnen. Wenn jemand hart ist, ist er aber gleichzeitig auch klar und direkt, kann seine Energie auf den Punkt und gut nach außen bringen. Dies ist eine Yang-Eigenschaft. Etwas Weiches hingegen ist diffus, nicht genau definierbar, ausweichend, aufnehmend, also Yin. Aber wenn jemand weich ist, ist er auch flexibel, kann sich gut anpassen und ist sehr beweglich, klassische Yang-Eigenschaften eben.
Diese Sichtweise sprengt unser gewohntes Vorstellungsvermögen mit seinen starren Einteilungen. Gleichzeitig gelten diese Beobachtungen für jeden anderen Lebensaspekt. Das Grundprinzip ist immer das gleiche. Was es jedoch gibt, sind meiner Meinung nach Grundtendenzen. Yin und Yang sind selten ausgeglichen. Es ist immer eine Tendenz zu mehr Yang oder zu mehr Yin feststellbar. Selbst die harmonischsten Menschen haben einen Überschuss, der aber nicht stört. Zudem haben wir es stets mit Momentaufnahmen zu tun. Da sich die Anteile ständig verändern, kann die Aufteilung im nächsten Augenblick schon wieder ganz anders aussehen.
2. Regel: Yin und Yang sind gleichberechtigt

Engel und Teufel in uns
Es kommt darauf an, beide Teile als gleichwertig und gleich wichtig zu erkennen. Keiner ist „böse“ und keiner „gut“, wie wir geneigt sind zu denken. Und kein Teil kann ohne den anderen existieren. Wenn ich den einen ausschließe, unterdrücke ich gleichzeitig den anderen, da beide untrennbar miteinander verbunden sind und das Ganze immer aus beiden Teilen besteht. Die Meister des Taoismus und des Zen haben sich über Generationen die Haare gerauft, wie sie ihren Schülern dieses Einteilen und Urteilen abgewöhnen könnten, denn es ist eine Grundeigenschaft des Menschen.
Ich will dieses Denken auch gar nicht schlecht machen, denn es hat den Menschen auch zu dem gemacht, was er ist. Um Dinge wiedererkennen zu können, muss ich sie einteilen und strukturieren. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in einer dualen Welt leben, die bereits eingeteilt ist oder zumindest von uns so empfunden wird. Wir können in unserem normalen dualen Denken eben nicht einen Schritt vorwärts und gleichzeitig einen rückwärts machen. Wir müssen uns ganz konkret entscheiden, ob wir den Mietvertrag unterzeichnen oder nicht. Die anzüglichen Bemerkungen unseres Arbeitskollegen machen uns entweder wütend oder lassen uns kalt.
Im Laufe des Lebens nähern wir unser Wesen so entweder Yin oder Yang an. Diese Tendenz lässt uns im täglichen Leben handeln, denn oft sind ja auch konkrete duale Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen also auch diese Einteilungsmechanismen. Der Nachteil ist natürlich, dass ich mich festlege und mir dadurch viele Freiheiten und Entscheidungsmöglichkeiten nehme, die mir andernfalls zur Verfügung stünden. Es ist zum Beispiel im Tai Chi eine gängige Übung, einen Schritt nach vorne zu machen, sich aber gleichzeitig des hinteren Fußes sehr stark bewusst zu sein, um jederzeit bei Bedarf einen Schritt nach hinten machen zu können. Auf diese Weise ist Yin und Yang auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig präsent. Ebenso kann es sein, dass ich meine, mich für die neue Wohnung entscheiden zu müssen. Ich bin der Überzeugung, dass mir mit meinem Pech nichts Besseres mehr begegnet. Aber genau durch diese Entscheidung schließe ich die Superwohnung aus, die ich vielleicht erst in einem Monat finde. Durch die Wahl des mir bekannteren Yin verbaue ich mir die Möglichkeit zu einem deutlichen Yang. Wenn ich mich aber der Gleichzeitigkeit von beiden Polen aussetze, bieten sich mir natürlich auch die Möglichkeiten von beiden.
Ebenso neigen wir dazu, unsere persönlichen Einteilungen als das einzig Wahre und Gute zu erachten. Dabei übersehen wir oft die Möglichkeiten und Chancen, die die andere Seite bietet. In unserer heutigen Gesellschaft ist ein deutlicher Yang-Überschuss festzustellen: höher, weiter, schneller, jünger, besser, schöner, aktiver, lustiger. Wir merken schnell, dass wir nur das Schöne und Gute im Leben wollen. Dieses Wunschdenken kann aber gar nicht funktionieren, weil sich dann die gegenteiligen Anteile – sowohl in uns selbst als auch im Weltgeschehen – automatisch mehren.
3. Regel: Yin will zu Yang werden und Yang zu Yin
Yin und Yang sind zudem ständig in Bewegung und streben aufeinander zu. Der Sommer will in den Winter und der Winter in den Sommer übergehen, denn nur so kann der harmonische Jahreskreislauf gewahrt bleiben. Das Schöne ist, dass ich in allen Lebenslagen auf dieses Prinzip vertrauen kann. Wenn es mal abwärts geht, folgt darauf wieder eine Aufwärtsbewegung. Sogar in der Wirtschaft ist die konjunkturelle Kurve eine feste und wissenschaftlich erforschte Größe.
Wenn wir uns in dieses Prinzip hineindenken, merken wir auch hier schnell, dass wir oft nur am Aufschwung interessiert sind und die Abwärtsbewegung gern auslassen würden. Aber das geht nicht. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden mit der Achterbahn fahren und versuchten, die Talfahrten auszulassen. Schon an der ersten Steigung wäre Schluss, weil der Schwung fehlt. Hat man den Fluss von Abwärts- und Aufwärtsbewegung einmal akzeptiert und lässt ihn zu, dann läuft das Leben meist ganz von selbst. Wenn ich dagegen versuche, mich an irgendeiner Stelle des Kreislaufs festzuklammern oder die Dynamik zu bremsen, behindere ich damit meist die ganze Bewegung.
Ganzheit
Yin und Yang sind bewegt und tief vernetzt. Zusammen ergibt sich das, was man Ganzheit oder ganzheitlich nennt. Den Artikel über Ganzheit kannst du hier lesen!
Ich hoffe, meine Zeilen waren hilfreich.
Liebe Grüße
Klaus
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