Ich schwelge auf unserer Reise nicht nur in der Glückseligkeit


von Petra am 15.02.2023

Ich glaube auf unseren Videos und meinen Fotos scheint es so als würden wir auf einer Insel der Glückseligkeit schwelgen. Auch bei anderen Reisenden kommt es über Videos und Instagrammbeiträge meist so rüber. Aber wir alle sind Menschen mit all unseren Stärken und Schwächen. Die Schwächen verschwinden nicht einfach auf Reisen, die persönlichen Themen sind überall präsent und noch dazu wir leben auf Reisen einen Alltag. Es ist kein Urlaub mit dem wird es oftmals auch verwechselt.

Sicher erlebe ich hier auf Reisen wunderbare Begegnungen und einzigartige Natur. Ich habe hier viel mehr Zeit mich auf Kontakte einzulassen und die anderen Reisenden haben diese Zeit auch und so entsteht schneller ein Austausch. Der Alltag zuhause bremst mich da deutlich aus. Es gibt einfach mehr zu tun und auch mehr zu erledigen. Sehr schade eigentlich, denn das sind Momente die mich erfüllen, hat aber nicht direkt was mit Reisen zu tun sondern mit Zeit haben und das ist in unserer Gesellschaft leider Mangelware.

Dann ist da noch der Sonnenschein hier im Winter, ja das ist wirklich toll. Es gibt wenige Tage an denen wir die Sonne nicht sehen und nur ein paar Tage war die Tageshöchstemperatur unter 10 Grad, welch ein Luxus, das muss ich schon zugeben. Zuhause ist es im Winter bei uns oft nur grau in grau und die Natur tut ihr übriges mit dem Grau hinzu. Hier blüht immer irgendwas und das Gras ist wirklich satt grün und trotz alle dem, kommen durch das Zeit haben auch deutlich mehr innere Themen zum Vorschein, die Zuhause durch den Alltagsstress oft schnell sich wieder verstecken.

Auf Reisen lassen sich innere Prozesse nicht so leicht verdrängen. Ein gutes Beispiel sind die vielen schönen Rückmeldungen auf unsere Videos und Beiträge, darüber freuen wir uns wirklich sehr und bei manchen Rückmeldungen wird klar, das wir ein Idealbild aufbauen, was nicht immer ganz so stimmt z. B. “ Ihr schaut so glücklich aus, euch muss es ja richtig gut gehen“, das stimmt vielleicht in diesem Moment, vielleicht auch in dem Moment der Aufnahme, aber nicht für jede Sekunde unserer Reise….eine Freundin schreibt: ich mag gar nicht anrufen, da ich euch in eurem Flow nicht stören will… das stimmt wir üben im FLOW zu bleiben und haben manchmal sehr gute und schöne Momente deswegen. Zuhause ist das aber auch nicht anders und manchmal gelingt es uns eben nicht. Wir steken auch hier manchmal fest und sind also nicht dauernd im Flow. Noch dazu merke ich das diese Sätze genau das widerspiegeln was ich mir scheinbar auch indirekt als Aufgabe auferlegt habe, auf der Reise muss es mir immer gut gehen und am Besten schwelge ich Tag täglich im Glück. Welch ein Trugschluss, diese Aufgabe ist ja gar nicht zu bewältigen und machte mir bis jetzt unheimlich viel Druck und ich beschließe jetzt damit aufzuhören bzw. übe damit aufzuhören.

Dann der Alltag….immer wieder werden wir von den Griechen beschenkt, ob Orangen, Grapefruit, Zitronen, Oliven, Olivenöl usw.. Einmal ging ich am Strand spazieren, da lud mich ein fremder Grieche zum Kaffee ein, einfach überwältigend und toll, das ist mir fremd Zuhause. Klaus bäckt immer wieder köstliches Brot und macht leckere Aufstriche und genießt es dafür Zeit zu haben. Unser Essen können wir meistens draußen genießen und haben oft das Meer im Blick. Ja und hier auf Reisen habe ich auch genug Freiraum für TaiChi, Meditation, Lesen, Malen. Wandern und ich kann soviel Zeit in der Natur verbringen, soviel ich mag und manchmal wird spontan aus einem neuen Kontakt ein schöner gemeinsamer Abend. Wenn der Alltag nur aus dem allen bestehen würde, dann würde ich tatsächlich die ganze Zeit im Glück schwelgen.

Wir sehen auch tote Kröten

Es gibt allerdings auch eine andere Seite unseres Alltags…Klaus hatte Zahnschmerzen und bekam beim Zahnarzt eine Wurzelbehandlung, ich habe aktuell Ohrenschmerzen musste zum HNO. Die Ärzte sprechen hier kein Deutsch und vor lauter Aufregung schaffe ich es kaum meine sowieso schlechten Englischkenntnisse hervorzuholen und manchmal wache ich am morgen auf und frage mich was mache ich hier den eigentlich. Dann die Delle in unserem WOMO was Einiges nach sich zog und der Fahrzeugschein unseres Rollers ist spurlos verschwunden, dann die Sorgen zuhause wegen dem Hausbau meines Sohnes, dann bekommen wir hier kaum naturheilkundliche Medikamente, die Nahrungsergänzungsmittel und Biolebensmittel ( es gibt hier sehr wenig Bioläden) sind sehr teuer ja und dann wieder die Platzsuche, wo stehen wir gut am Abend, haben wir guten Empfang für die Zoommeetings und wo können wir unsere Gasflasche wieder auffüllen und dauernd der Sand im WOMO usw. usw. Also ganz normaler Alltag nur verlagern sich die Themen etwas

und trotzdem fühle ich, dass es richtig ist weiterzureisen, vielleicht genau wegen den Erfahrungen und der Auseinandersetzung damit und nicht wegen dem FLOW.

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