Vorwärts


Pfeil 1Wie ich schon berichtet habe, bin ich ja innerorts seit einiger Zeit aufs Fahrrad umgestiegen und erledige zumindest fast alle meine Besorgungen mit meinem Velo. Aber die Benutzung meines Rades ist doch immer an einen Zweck und ein Ziel gebunden. Ich fahre zur Arbeit, Einkaufen, zur Post usw. Und ich bemerkte doch immer, dass ich, wie es die Alltagshektik so will, immer einigermaßen schnell ankommen will. So nehme ich an mir wahr, dass es eben darum geht vorwärts zu kommen und das möglichst schnell, eben jetzt mit dem Rad. Da hat sich an meiner inneren Haltung gegenüber dem Auto eigentlich nichts geändert. Es zählt das Ziel, nicht der Weg. Wie ihr vielleicht schon gelesen habt, bin ich nicht der seit frühester Jugend begeisterte Radfahrer und auch heute macht mir das Aufwärtsfahren am Berg (also, wenn‘s deutlich hoch geht) immer noch keinen Spaß, obwohl meine Kondition nun schon deutlich besser ist (letztens beim Bergwandern positiv wahrgenommen).

Jetzt hatte ich mal einen freien Tag und bin mit dem Rad an unserem Fluss entlang gefahren. Einfach so, eben ohne Ziel. Bin im üblichen Tempo gestartet und merkte aber, dass mich das anstrengt. Dann habe ich beschlossen, dass ich auf dieser Fahrt mein Tempo nicht am Vorwärtskommen ausrichten wollte, sondern am entspannten Fahren. Ich habe also einfach immer ganz entspannt gestrampelt und wurde einfach langsamer, wenn es etwas aufwärts ging. Und plötzlich hatte ich Zeit um mich zu schauen und mich wirklich beim Fahren zu entspannen. Plötzlich zählte der Weg und nicht das Ziel und das nahm einfach ganz viel Druck raus.

Das erinnert mich an viele Tai Chi Schüler, denen ich auch immer beibrachte, den Fuß zuerst aufzusetzen und dann erst das Gewicht zu verlagern, denn das macht den Schritt ganz sicher und stabil. Am Schwierigsten hatte es diejenigen Schüler, die auch in ihrem Leben immer auf „Vorwärts“ getrimmt waren. Sie verlagerten das Gewicht vor dem Aufsetzen des Fußes und fielen so in den Schritt hinein. Wenn man jetzt dran denkt, das Tai Chi ja im Ursprung ein Kampfsport ist und mich jemand beim Gehen vielleicht versucht umzuschubsen, ist es natürlich wichtig eben nicht nach vorne zu fallen, weil ich in dem Augenblick natürlich nicht mehr richtig stehen kann und dann auch umfalle. Damit ich diesen Schritt aber im Hier und Jetzt gut machen kann, gehört die richtige Geisteshaltung dazu, die den Körper immer da wahrnimmt, wo er ist und eben nicht an das Ziel denkt. Denn wenn ich schon im Geiste weiter vorne bin, trenne ich meinen Geist von meinem Körper und dieses Tauziehen (zwischen körperlicher Realität und geistiger Vorstellung) stresst ihn, den er ist ja weiter hinten. Und so entsteht unser übliches Gehetze mit dem wir durchs Leben rennen.

Alle die mich kennen, werden bemerken, dass ich so etwas nun schon seit Jahren predige, aber auch ich bin im Alltag leider den ganz normalen Zwängen und Pflichten des Lebens unterworfen und es erwischt mich eben auch immer wieder. Meine Übung in Zukunft wird sein, mein Fahrradfahren mehr am entspannten Fahren auszurichten und eben nicht gleich ankommen zu wollen. Man muss sich immer vor Augen halten – es geht wahrscheinlich da um eine oder zwei Minuten, egal ob im Auto oder auf dem Rad und die haben wir. Alles andere findet nur in unserer Vorstellung statt und der Stress der dabei entsteht lohnt sich meist nicht wirklich.

In diesem Sinne – verlasst mal den Tunnelblick und schaut euch mal um, wo ihr in diesem Augenblick seid, egal ob auf dem Rad, zu Fuß oder im Auto. Das Hier und Jetzt ist die eigentliche Realität.

Liebe Grüße

Euer Klaus

Kategorien:Bewusstsein, Fahrrad, PsychologieSchlagwörter:, , ,

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